Universitätsmusikdirektor i.R.und Komponist

     
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Vorliebe für den grotesken Ton

„... bisher bin ich ja weder ein Brahmsianer noch ein Wagnerianer geworden, sondern immer noch auf der Suche und guter Hoffnung, Söibaraner (Schönberg-Zitat) zu werden .... Aber jetzt..... ein Ridilianer? Selten oder nie habe ich soviel Humor und Witz auf einmal gehört! Da wird der Lockdown zum Lockup! Gerade rechtzeitig vor einer drohenden Depression!“

Josef Unger-Wentorf

 
Gutachten zur Vorlage bei der Esslinger Künstlergilde .

Der frühere Musikdirektor der Frankfurter Universität komponiert und verbreitet noch immer seine zahlreichen Werke. Sein Leben und seine Musik haben einiges gemeinsam.

Wer Christian Ridil noch beim Unterrichten an der Goethe-Universität erlebt hat oder dort unter seiner Leitung im Orchester gespielt oder im Chor gesungen hat, erinnert sich bestimmt sein Leben lang an ihn. Denn mit seiner agilen, humorvollen, herzlichen und persönlichen, im Bedarfsfall allerdings auch streitbaren Art, vor allem aber mit seiner Musikbegeisterung ist der frühere Frankfurter Universitätsmusikdirektor eine unverwechselbare Persönlichkeit, die man nicht so einfach vergisst. Er selbst vergisst umgekehrt aber auch niemanden: Der Gedächtniskünstler Ridil kennt offenbar noch jeden ehemaligen Studenten mit Namen und Geburtsort und weiß genau, was später aus ihm geworden ist. So kann Ridil kettenweise kuriose Geschichten erzählen.
Insofern ist Ridil ganz der Alte, wenn man ihn, nun fern des Großstadtlebens, in seinem modernen Holzhaus mit Badeteich vor der Terrasse und Blick auf rheinhessische Weinberge in dem kleinen Ort Spiesheim bei Alzey trifft. Nur zu gut ist vorstellbar, wie er da oben in seinem Arbeitszimmer vor der geöffneten Balkontür mit der geliebten Pfeife sitzt, um sich als Pensionär verstärkt einer Tätigkeit zu widmen, die für ihn neben der Lehre immer besonders wichtig war: Der Komponist Christian Ridil hat jetzt mehr Zeit, seine Noten zu schreiben, wenngleich er dies sicherlich - wie einst im Harmonielehre-Unterricht für die Musikwissenschaftler an der Uni - immer noch in rasendem Tempo tut.

„Auf keinen Fall langweilig“

Ridils Werkliste ist lang, gut sechs Seiten umfasst allein die Aufzählung („in Auswahl“) in der Festschrift des Collegium Musicum und des Musikwissenschaftlichen Instituts, die unter dem Titel „Zwischen Theorie und Praxis“ 2018 zu seinem 75. Geburtstag erschienen ist: Chormusik aller Art vor allem, auch mit Solisten und Orchester, darunter etwa die große Kantate„Von den Verdambten und Seeligen“ nach Angelus Silesius, Orchesterwerke samt der groß besetzten ersten Symphonie „Pictures of a city“, viel Orgelmusik und noch mehr Kammermusik. Eine CD mit ausgewählter Kammermusik ist jetzt erschienen und erweitert die Diskographie Ridils lohnend für jeden Hörer, der einen Eindruck von seinem Stil bekommen möchte: zeitgenössisch im Ton, aber nicht avantgardistisch, gern grotesk, witzig, meist rhythmisch raffiniert, oft tänzerisch, handwerklich und formal perfekt. Manches erinnert an die französischen Neoklassizisten der „Groupe des Six“, etwa an Francis Poulenc oder Darius Milhaud, oder an Jean Françaix, den Ridil sehr schätzt. Sein ebenfalls schon auf CD erschienenes Fagottkonzert „Brahms en France“ gibt ein gutes Beispiel solch deutsch-französischer Verquickung.
„Musik ist für mich jedenfalls eine Schöpfung eines Menschen aus Fleisch und Blut“, sagt Ridil und meint damit, dass Musik nicht zu „verkopft“ oder konstruiert wirken dürfe und „auf keinen Fall langweilig“. Witz und Esprit gehören für ihn daher bis heute zu seinem Stil: „Im Studium habe ich noch frecher, kesser geschrieben.“ Das heißt nicht, dass Ridil, der ein Faible für ungewöhnliche und heterogene Besetzungen hat, nur spaßig schreibt. Im Gegenteil, der ernste, sakrale Ton ist geradezu die Kehrseite. Wie Poulenc erscheint Ridil eine Mischung „Lausbub und Mönch“ zu sein.

Traum- und traumahafte Zeiten

Seine katholische Prägung ist dabei unverkennbar und nicht wegzudenken. Geboren 1943 in Breslau, landete er als Kind einer Flüchtlingsfamilie in Regensburg und dort bald bei den Domspatzen. Gegenüber dem Internat des berühmten Chores habe seine Mutter eine Wohnung gefunden, nachdem sein Vater, der bei der Polizei den Fuhrpark leitete, mit 42 Jahren gestorben war und die Dienstwohnung verlassen werden musste, erzählt Ridil. Dass er ins Internat nicht einziehen musste, sondern als „Stadtschüler“ seine Freizeit zu Hause verbringen durfte, war wohl ein Glück angesichts all der spät enthüllten Misshandlungen bei den Domspatzen: „Verhauen mit dem Rohrstock für das ,Aufsetzen einer impertinenten Miene’, Watschen, Kopfnüsse, psychischer Terror“ - Ridil wirkt angeekelt, wenn er davon berichtet. Sexueller Missbrauch blieb ihm aber erspart.
Die musikalische Ausbildung am Musikgymnasium der Domspatzen von 1954 bis zum Abitur 1963, ein Jahr also bevor Georg Ratzinger Domkapellmeister und Leiter des Chores wurde, beschreibt Ridil gleichwohl als „traumhaft“: „Die Abiturprüfung war schwerer als die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule.“ Da er sich schon während der Stimmbruch-Zeit neben dem Klavier- und Geigenspiel fürs Komponieren interessiert hatte, studierte Ridil dann an der Musikhochschule in München nicht nur Schulmusik, sondern auch Komposition bei Günter Bialas. Nach beiden Staatsexamina wurde er von 1969 an zunächst als Gymnasiallehrer in Neusäß bei Augsburg tätig, ehe er 1984 als „Oberstudienrat im Hochschuldienst“ an die Frankfurter Goethe-Uni berufen wurde. Bis zu seiner Pensionierung 2008 hat er hier 24 Jahre lang vor allem die musikwissenschaftlichen Propädeutika unterrichtet: Harmonielehre, Kontrapunkt und Tonsatzanalyse.

Anerkennung für sein Wirken

Als „Kärrnerarbeit“ bezeichnet Ridil rückblickend daneben den Aufbau des Chores und des Orchesters mit Studenten aller Fachbereiche: „Einen typischen Uni-Chor gab es 1984 nicht“, sagt er und vermutet „eine Spätfolge der Achtundsechziger“. Bis zu 70 Sängerinnen und Sänger sangen schließlich unter seiner Leitung im großen Chor, zu dem bald noch der Kammerchor kam, etwa 40 Musiker spielten im Orchester. Die meist rappelvollen Semesterabschlusskonzerte in der Alten Aula waren Ridils Herzensangelegenheit, wochenlang per Mundpropaganda und mit den Plakaten beworben.
Dass es ihm gefiele, wenn nun seine eigenen Kompositionen noch mehr unters Volk kämen, ist Ridil auf angenehme Art anzumerken: Große Aufführungen wie die im Mainzer Dom, wo 2008 seine vielstimmige Psalm-Vertonung „Der Herr ist mein Hirte“ erklang, bedeuten für ihn Anerkennung eines bedeutenden Teils seines musikalischen Wirkens. Der derzeitige Universitätsmusikdirektor Jan Schumacher hat Ridil beauftragt, ein Werk für Chor und Orchester zu schreiben, das dann 2023 zum achtzigsten Geburtstag des Komponisten erklingen soll.

Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 1. September 2021: „Vorliebe für den grotesken Ton “ von Guido Holze

 
Gutachten zur Vorlage bei der Esslinger Künstlergilde .

Christian Ridil (z.Z. in Frankfurt a.M. wohnhaft) ist ein außergewöhnlich vielseitig begabter Musiker. Von 1964 bis 1968 studierte er bei mir an der Staatlichen Hochschule für Musik in München neben seiner Schulmusikausbildung als zweites Hauptfach Komposition. Seine vielfältigen Interessen und Fähigkeiten haben seinen bisherigen Lebensweg geprägt. So hat er das von ihm gegründete Augsburger Vokalensemble im Laufe der Jahre zu einem Spitzen-Kammerchor entwickelt, der auch außerhalb von Augsburg viel Beachtung fand. Wenn vielleicht auch die kompositorische Arbeit nicht im Mittelpunkt seiner beruflichen Tätigkeit stand, so hat sie ihn doch ständig begleitet und war ihm immer wichtig. Für seine Werke erhielt er mehrfach Preise und Auszeichnungen, und vor allem seine Chorkompositionen hatten viel Erfolg. So wurde seine 1987 komponierte Angelus-Silesius-Kantate "Von den Verdambten und Seeligen" bei den Bergisch-Gladbacher Musiktagen im Altenberger Dom uraufgeführt. Seine Musik ist fantasievoll und einfallsreich, sie ist immer instrumentengerecht und für Stimmen gut sangbar, daher auch gut klingend und immer auch für Laien ausführbar. Besonders in der Chormusik bewährt sich seine langjährige Erfahrung im Umgang mit Sängern. Neben seiner zahlreichen Chormusik schrieb Ridil auch eine Reihe von wirkungsvollen Instrumentalstücken wie seine "Vier Humoresken für Bläser-Quintett" und eine "Platzkonzert" für Chromonika, Baß-Klarinette, zwei Fagotte und Cembalo; Stücke, die in ihrem künstlerischen Anspruch über die gebräuchliche Spielmusik weit hinausgehen.
Ich bin der Meinung, daß Christian Ridil wegen seiner herausragenden Leistungen auf vielen Gebieten der Musik eine Auszeichnung verdient hat und schlage daher vor, ihm den Förderpreis zum Johann-Wenzel-Stamitz-Preis zu verleihen.

Bonn, am 18.11.1993
Prof. Günter Bialas

 
Brief von Robert E. Parrish
Trenton State College USA - an den damaligen Frankfurter Universitätspräsidenten Klaus Ring...
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Trenton State College
June 28, 1993

Dear Professor Dr. Ring:
It gives me the utmost pleasure to write to you concerning a member fo your faculty - Mr. Christian Ridil.
As you are no doubt aware, Prof. Ridil has served on exchange to Trenton State College during the 1992-93 academic year. In particular, he has worked in the College's Music Department, of which I am the Chairperson.
From his arrival in America, Christian has been an outstanding educator, colleague und musician. He has given wholeheartedly of himself to the students, Department and College. He became active inour Departmental governance system as a member of our Performance Affairs Committee.
I could always count on Christian to complete any assigned task. He took a fledgling Choir and fused it with musicality, charm and a beautiful sound. This he also did with our Women's Ensemble.
In my twenty-one years of experience in music education I have rarely witnessed such a commitment to one's work and to music in general.
I am sure that you value Mr. Ridil and his tremendous talents, but I would have been remiss if I did not extend these words on behalf of my new friend and colleague. In Mr. Ridil you have at your University the true epitome of a master teacher and musician.
We shall miss Chrisitan greatly. His warm, gentle style and easy manner were a joy to work with.
All members of out Music Department wish him the best of luck as he returns to you, with the hope that he continues to enchant students for many years to come.
Congratulations on havin such a fine person on you University's faculty.

Sincerely
Robert E. Parrish
Chairman

 
Pressebericht vom 15.06.2000 in der Frankfurter Rundschau.
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Universitätsmusikdirektor Christian Ridil und seine Markenzeichen: Brille, Pfeife, Blues-T-Shirt - und die Heiterkeit, mit der der Ex-Domspatz behutsam die Möglichkeiten seines Ensembles und der Neuen Musik auslotet. (vf/FR Bild: Monika Müfer)

Wettbewerbe und Plazierungen

1971 Regensburg - 2. Preis
Messe Mensch sein in Christus für Gemeinde, Chor, Blech- 1971 bläser und Rhythmusgruppe

1983 Schwetzingen - 3. Preis
Wunschzettel (oder Was macht der Clown denn im Oktober?) für zweistimmigen Kinderchor und Klavier

1984 Bonn - 2. Preis
Fünf Gesänge vom Herbst für gemischten Chor a cappella

1985 Hannover
Förderpreis des Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen

1986 Bonn/Hannover - 1. Preis
Drei Sonette nach Texten von Martin Opitz für Solosopran, Klarinette und Streichtrio

1987 Bonn/Berlin - 2. Preis
Erntelied für dreistimmigen Oberchor und Orgel

1987 München - 3. Preis
Neues Geistliches Lied

1989 Bonn/Stuttgart - 1. Preis
Ballade vom ungetreuen Knecht für gemischten Chor, Altblockflöte, Streichquartett, Kontrabaß und Gitarre

1992 Regensburg - 3. Preis
Dies pentecostes für Orgel

1994 Stuttgart - 2. Preis
Wider Elise ... für Ludwig für Celesta solo

1994 Aachen - 2. Preis
Nordwind und Südwind für vierstimmigen Männerchor a 1971 1971 cappella

1996 Schloß Raesfeld - 2.Preis
MAYENMUSICK; Variationen über ein Breslauer Mailied aus dem 16. Jahrhundert für vier Hörner

1996 Münster - 1. Preis
Deux Danses Macabres; Oktett für Flöte (auch Piccolo- oder Altflöte),Klarinette (auch Baßklarinette), Trompete, Posaune, Violine, Kontrabaß, Klavier und Schlagzeug